Wenn einen das Bauchgefühl zum CEO macht
Wie man Sicherheit und Lebenslust kombiniert – und warum die Mathematik im Ingenieurstudium mitverantwortlich ist für die Gründung der Basler Sandoase.
Wir holen Urs Poživil in seinem «zweiten Zuhause» ab, wie er es nennt: In der Sandoase in Basel. Und wenn jemand so gut wie seinen ganzen Alltag einer Leidenschaft widmet wie Urs seinen der Gastronomie, dann hört man nicht selten, dass demjenigen diese Leidenschaft in die Wiege gelegt wurde. Nicht so bei Urs Poživil – der Mitbegründer der Sandoase war auf bestem Weg dazu, sein Leben dem Ingenieurwesen zu widmen. Bis sein Bauchgefühl dieser Lebensplanung einen Strich durch die Rechnung gemacht hat: «Mein Vater war im Ingenieurwesen zuhause – für mich war es lange klar, dass ich in diese Richtung gehen würde. Bis ich verstanden habe, wie viel Mathematik in diesem Thema steckt, und dass ich das eigentlich ganz und gar nicht cool finde.» Ingenieurwesen und Mathematik sind aber genauso unzertrennlich wie Urs Pozivil und sein Bauchgefühl. Gibt dieses nämlich keine eindeutige Richtung an, wird kein Entscheid gefällt, sondern lieber auf Sicherheit gesetzt.
Wie das Wirtschaftsstudium zum Eintrittsticket in die Gastronomie wird
Der Basler setzt also auf das Studium, das die meisten Möglichkeiten offenlässt: Wirtschaft. Und siehe da: Während dem Studium entdeckt Urs sein Bauchgefühl wieder. Dieses schreit nach Partys, aber nicht im klassischen Sinne. Urs und Fabi, sein jetziger Geschäftspartner, organisieren gemeinsam Veranstaltungen rund um ihr Studium und es dauerte nicht lange, bis sie 2016 an einem Abend von einer Partylocation aus DIE Terrasse direkt am Wasser entdeckten: Das heutige Zuhause der Sandoase. «Wir sahen diese Location und hatten sofort den damaligen City-Beach Trend im Hinterkopf», erinnert sich der eigentliche CEO der Sandoase, der aber nur ungern als solcher betitelt wird. «CEO klingt so gross, so übergreifend. Dabei ist das, was man bei der Sandoase erlebt, absolutes Teamwork – ich bin halt Mitbegründer. Und vielleicht habe ich den Sales-Hut an. Aber als CEO fühle ich mich überhaupt nicht».
Platz für Kreativität, Ideen und Urlaubsgefühl in der Basler Innenstadt
Urs Poživil hat selbst eigentlich so gar keinen gastronomischen Hintergrund, wie er selber mit einem Schmunzeln erklärt: «Ich kann weder kochen, noch bin ich ein guter Barkeeper. Ich wäre wohl mit einem Aperol Spritz überfordert». Verständlich – sind das doch ganz und gar nicht die klassischen Themen eines Wirtschaftsstudiums. Dennoch, oder genau deshalb, bewegt er die Gastroszene in Basel auf eine Art und Weise, wie es nur wenige tun: Denn er schafft Freiheit. Mit der Sandoase in Basel wurde ein Ort geschaffen, an dem sich nicht nur drei Nationalitäten als Dreiländereck treffen und internationale Güter auf dem Rhein vorbeiziehen – vielmehr finden kreative Köpfe rund um Kulinarik und Kultur eine Plattform, wo Ideen keine Grenzen gesetzt sind: «Wir schaffen Freiheit für Kreativität, verlieren dabei aber nie unseren Kern mit gewissen klassischen Sandoase-Cocktails oder dem Grundsatz, dass wir eine Flucht aus dem stressigen Alltag in mitten von Basel sind. Eben eine Sandoase.», schliesst Urs ab. Seinem Leben kreative Freiheit lassen, dabei aber nie die eigene Identität verlieren: Ein Lebensgrundsatz, den Urs Poživil in der Sandoase verwirklicht zu haben scheint.
Drinks & lockere Gespräche mit Freunden: Die geheime Zutat zum Erfolg?
Wenn man Urs danach fragt, woher seine Inspiration kommt, ist die Antwort eigentlich fast zu einfach, um wahr zu sein: «Oftmals entstehen die besten Ideen dann, wenn man sich bei einem Drink einfach mal Zeit nimmt, um mit seinen Mitmenschen, Geschäftspartnern, Mitarbeitern herumzublödeln.». Das klingt nach purer Lockerheit, Freiheit und vor allem danach, als ob es ganz einfach wäre, einen funktionierenden Gastro-Betrieb mit 30 Vollzeitstellen aufzubauen. Doch worauf kommt es effektiv an, dass man solch einen Weg trotz Herausforderungen, Umwegen und manchmal auch Sackgassen erfolgreich gehen kann? Als wir Urs diese Frage stellen, war es wieder da: Das Bauchgefühl. «Ich bin eigentlich ein sicherheitsbedachter Mensch. Aber nur bis zu dem Punkt, an dem mein Bauchgefühl mir sagt, dass der Weg des Risikos, oder des vielleicht nicht ganz garantierten Erfolgs, sinnvoll erscheint. Dann ändert sich mein Mindset und ich folge meiner Leidenschaft». In solchen Momenten sei diese Leidenschaft stärker als das logische, wirtschaftliche Denken – und genau das ist wahrscheinlich die Zutat, die es zu Drinks, Geschäftspartnern und Herumblödeln eben auch braucht, damit der Wunsch Realität wird. So wie bei Urs Poživil, der Sandoase und seiner Reise durchs Leben, bei der «der Weg das Ziel» ist und somit auch die sichere Garantie des Erreichens eines Ziels irgendwie an Bedeutung verliert.
